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Text File  |  1978-01-02  |  4KB  |  65 lines

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  2.  
  3.                              WUT AUF DEN STAAT
  4.                              ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯
  5.  
  6. (SPIEGEL-Titel 36/92)
  7.  
  8.   Ich glaube, jeder hat soviel mitbekommen, daß er weiß, was in  Rostock  und
  9. anderswo(!)  passiert  (ist).  Eine  neue  Welle  von  politisch  motivierten
  10. Anschlägen auf Asylanten und Ausländerheime überrollt Deutschland...
  11.  
  12.   Ich kann selber nicht glauben, daß so  viele  Menschen  auf  die  primitive
  13. Hetzparolen  einiger rechter Parteien und Vereinigungen hereinfallen. Das ist
  14. insofern bemerkenswert, da solche Parolen doch meist nur aus wenigen  Punkten
  15. ("Ausländer  raus!", "Deutschland den Deutschen!"), u.ä.) bestehen. Doch noch
  16. erschreckender finde ich, daß in der Anfangszeit mehrere tausend Menschen und
  17. sogar Anwohner(!) diesen ausländerfeindlichen Menschen Beifall geklatscht und
  18. am nächsten Morgen das "Ergebnis" der letzten Nacht begutachtet  haben.  Noch
  19. fürchteten  sie  noch  nicht  um  ihr Eigentum... Als dann die ersten Trabbis
  20. brannten und plötzlich das Nachbarhaus brannte, da wurden  erst  Gegenstimmen
  21. laut,  aber die meisten Anwohner hielten das sogar noch für richtig. Wo geho­
  22. belt wird, da fallen Späne.
  23.  
  24.   Sogenannte "Molotow-Cocktails" sind bei solchen Aktionen sehr beliebt. Las­
  25. sen sich doch damit Häuser anzünden, Trabbis anstecken und sogar  ganze  Asy­
  26. lanten-Zeltlager niederfackeln...
  27.  
  28.   Wer nun in welchem Maße für diese  Ausschreitungenverantwortlich  ist,  muß
  29. noch geklärt werden. Allerdings halte ich es für sehr unüberlegt, die Anlauf­
  30. stelle für Asylbewerber eines ganzen Landes in ein Wohnzentrum zu legen.
  31.   Erschreckend ist außerdem, daß nicht  nur  dort  ansässige  Skinheads  bzw.
  32. Rechtsradikale Krawall machen, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet angereiste
  33. kampfeslüsterne Rowdies ebenfalls mitmischen.
  34.  
  35.   Das Schönste ist noch, daß nach der ersten Nacht alle Politiker  die  Sache
  36. natürlich  "scharf"  verurteilten,  doch zu weiteren Handlungen war man nicht
  37. bereit. Die Quittung folgte dann in der zweiten Nacht: Vollkommenes Chaos bei
  38. der Polizei, ein paar Eingeschlossene Menschen können nicht aus  einem  bren­
  39. nenden  Gebäude geholt werden, da die Feuerwehr einfach nicht an das Haus he­
  40. rankommt und wegen der massiven Angriffe auf sie wieder umkehren muß.
  41.  
  42.   Die CDU hat jetzt natürlich gut lachen. Sagte sie doch  schon  immer,  ohne
  43. eine  Grundgesetzänderung  käme  man nicht gegen den unkontrollierten Zustrom
  44. von Ausländern an. Die SPD zieht nach einigen Beratungen den Schwanz ein  und
  45. stimmt  mehr  oder  weniger freundlich nun zu. Frage ist aber, ob die CDU die
  46. Geschichte nicht absichtlich ein bißchen hat schlüren lassen, um die geplante
  47. Änderung des GG durchzubringen. Nun ist man aber in einer etwas prekären  Si­
  48. tuation:  Ändert man jetzt doch das GG, so fühlen sich doch alle Rechten bes­
  49. tätigt. Hatte man doch erst "Druck" machen müssen, damit einige Taten folgen.
  50. Die Situation darf aber nicht aus den Fugen geraten, sonst kommen noch einige
  51. Linke und meinen, sie müßten erst gegen ein paar AKWs demonstrieren und diese
  52. dann anstecken, damit sie abgeschafft werden. Das darf einfach nicht  passie­
  53. ren.
  54.  
  55.   Das Ausland sieht in den neuerlichen Ausschreitungen natürlich  wieder  den
  56. "braunen"  Deutschen erstehen, like 1939. Wir Deutschen müssen das alte Image
  57. "Deutsch=NAZI", das im Ausland scheinbar immer noch vorhanden ist, wieder von
  58. neuen abbauen. Doch das scheint unmöglich zu sein, angesichts solcher Schlag­
  59. zeilen wie "Die Hunnen sind zurück" oder "Alle 40 Jahre  kommen  sie  wieder"
  60. der  englischen  Boulevardpresse. Doch das Asylbewerberproblem, das nicht nur
  61. in Deutschland existiert, wird immer nur uns zugeschoben. Erst  wenn  man  in
  62. Nachbars Garten schaut, sieht man doch, wie gut es einem eigentlich geht...
  63.  
  64. [MAB]
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